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Das Schengen-Abkommen öffnete 1985 die innereuropäischen Grenzen. Grenzkontrollen gibt es selten, freie Bewegung innerhalb des Dreiländerecks ist gemütlich möglich. Das können wander- und bikebegeisterte Gäste unseres Hotel Post in Nauders bestätigen, die auf ihren Touren gern zwischen Landesgrenzen hin- und herpendeln.

Das war nicht immer so. In der Zwischen- und Nachkriegszeit wurden die Grenzen zwischen Österreich, Italien und der Schweiz mit Adleraugen bewacht. Trotzdem etablierte sich ein neues, höchst illegales Berufsbild: Die Schmuggler.

Durch Nacht und Nebel

Es herrschte vielerorts bittere Armut. Die Nachkriegszeit traf unsere Vinschger Nachbarn besonders hart. Einige junge Männer nahmen Anfang der 1960er ihr Schicksal selbst in die Hand. Angetrieben durch Not, aber auch den Nervenkitzel, wagten sie entbehrungsreiche Touren, um Waren über die Grenzen des Dreiländerecks zu schmuggeln. Tabak, Kaffee, Zucker, aber auch Vieh, Maschinen oder sogar Waffen wurden „importiert“. Dabei ging es nicht um Kleingeld: Schätzungen zufolge 6.000t Kaffee und 4.500t Zigaretten pro Jahr! Ein florierendes Unternehmen, mit dem Haken, dass es illegal war und die Zollbeamten alles versuchten, um die Schmuggler zu schnappen.

Um das Katz- und Mausspiel zu erleichtern, benutzten die Schmuggler keine ausgetretenen Pfade. Sie stapften im Schutze der Nacht durch Almwiesen und Wälder, benutzten vergessene, den Grenzbeamten unbekannte Steige oder querten auf Umwegen Pässe und Gipfel, um ungesehen zu entwischen.

Auf den Spuren der Schmuggler

Heutzutage gibt es keine Schmuggler mehr. Grenzöffnungen und steigende Tabaksteuern machten das Schmuggeln unrentabel und überflüssig. Davor stellte es jedoch einen eigenen Wirtschaftszweig dar, der ganze Familien ernähren konnte.

Was bleibt, ist der Mythos vom Schmuggler als alpinem Robin Hood, der Gefahren auf sich nahm, um zu helfen. Und die unzähligen Schmugglerwege, die die jungen Burschen mit ihren 30-50kg schweren Rucksäcken voller Ware in bis über 2500m Höhe brachten. Es gibt um Nauders, im Obervinschgau und im Engadin Schmugglerrouten jeder Länge und Waghalsigkeit. Ihre Gemeinsamkeit ist der Verlauf mitten durch die wunderschöne Natur des Dreiländerecks. Wie auch die vielen alten Militärstraßen bringen sie Sie zurück in eine andere Zeit. Wir möchten Ihnen hier die wohl bekannteste vorstellen: Die Val d’Uina-Schlucht.

Vom Vinschgau ins Engadin

Die Uinaschlucht im Unterengadin ist beeindruckend und ihre Geschichte als Schleichweg der „contrabbandieri“ fest im Volksmund verankert. Eigentlich wurde der 900m lange Steig 1908 freigesprengt, um die umliegenden Almen schneller zu versorgen. Bald entdeckten die Schmuggler die enge Klamm für sich. Der Felsenweg ist schmal, steinig und windig, was beim Durchwandern die Mühen aufzeigt, die sie damals auf sich nahmen.

Die Wanderung führt entweder bis zum ersten Hof im Uinatal oder bis Sur En (600hm und 6,5km mehr), mit Rückkehr über die Schlucht als „Rundwanderung“ oder Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir ersparen Ihnen den Abstieg nach Sur En, schicken Sie aber zweimal durch die Schlucht – der beeindruckende Anblick kann nicht oft genug genossen werden!

Dauer: 7:30h

Länge: 25km

Schwierigkeit: mittel; Kinder stets führen

 Höhenmeter bergauf: 832hm

 Höhenmeter bergab: 1237hm

Route:

Start bei der Kirche in Schlinig (Anfahrt mit Pkw oder Bus). Über die Schliniger Alm auf Wanderweg Nr. 8A und 8 bis zur Sesvennahütte auf 2.256m. Bereits der Aufstieg bietet Sehenswertes, wie den idyllischen Pforzheimer See neben der gleichnamigen Hütte oder den Föllakopf mit 2833m, der bald zu Ihrer Rechten auftaucht.

Von der Sesvennahütte auf Weg Nr. 18 zum Schlinigpass (2309m) und der Schweizer Grenze (2295m). Leicht zu übersehen, da er kein „richtiger“ steiler Pass und die Grenze nur ein befestigter Weidezaun ist. Zu bestaunen gibt es trotzdem genug, denn der Schlinigpass ist eines der größten Hochgebirgsmoore Südtirols. Glasklare Bergseen, saftig-grüne Vegetation und ein Sumpfbiotop schaffen ein malerisches Naturbild, dem die Schmuggler bei ihren nächtlichen Ausflügen wenig Beachtung schenkten – das die Ihre aber umso mehr verdient.

Bald erreichen Sie die Schlucht. Sie ist eng, ehrfurchtgebietend fallen steile Felswände in die Tiefe, während Sie auf dem 1,5m breiten, direkt aus dem Felsen gesprengten Pfad hindurchwandern. Dieser ist mit Geländer und Drahtseilen gesichert, also weitestgehend ungefährlich. Respekt verschafft die beeindruckende Schlucht allemal.

Am Ende öffnet sich das wunderschöne Uinatal, ein Nebental des Unterengadins, und belohnt die Strapazen des Hinwegs. Ein sanft abfallender Waldpfad führt zum ersten Hof, Uina Dadaint. Dort bietet sich Einkehrmöglichkeit, bevor der Rückweg auf demselben Weg zur Sesvennahütte erfolgt. Dann Weg Nr. 1 weiter zur Schlinigalm und nach Schlinig.

Das Schmuggler-Rennen

Wem die Schmugglerpfade nicht genug sind, der wird das traditionelle Schmugglerrennen lieben. Am ersten Samstag im Oktober starten mit Salz, Nudeln oder Reis – Wintervorräte der Hütte – beladene Läufer in originaler Schmugglerkleidung zum steinigen, steilen Aufstieg Schlinigeralm bis Sesvennahütte. 90kg für Männer und 70kg für Frauen! Auf halber Strecke stehen Grenzer, nicht um Sie festzunehmen, aber die sprichwörtliche Schmugglerschläue mit Rätseln zu testen. Auf der Hütte warten eine Preisverleihung und ein Schmugglerball mit Musik. Der Erlös wird gespendet.

Weitere Tipps zu Schmuggler- und anderen Wegen im Dreiländereck geben wir liebend gern. Auf bald, im Wanderhotel Post in Nauders!

Bildquelle: shutterstock.com

ISABELLA

Isabella hat vor 10 Jahren die Rezeptionsleitung im Hotel Post übernommen und meistert diese Aufgabe mit viel Leidenschaft. Man findet bei ihr immer ein offenes Ohr und sie ist für ihre Herzlichkeit und Freundlichkeit unter Gästen und Mitarbeitern bekannt. In ihrer Freizeit verbringt Isabella am liebsten die Zeit in der Natur und sie kennt daher das Wandergebiet Nauders sehr gut. Sie ist die ideale Ansprechperson für Wanderempfehlungen in der Umgebung und sportliche Aktivitäten. Mit viel Einsatz und Flexibilität bestrebt sie ihren beruflichen Alltag und schafft es, die täglichen Herausforderungen stets mit positivem Ergebnis zu bewältigen.